Träger
Träger ist der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Hamburg-Ost
Aus einem Vortrag von Frau Pröpstin Margit Baumgarten, gehalten am 9. November 2005, anlässlich einer Öffentlichkeitsveranstaltung in der Beratungsstelle in Bad Oldesloe:
"Beratungsarbeit als kirchlicher Auftrag
Und siehe, es war sehr gut. Das ist das Resümee, das Gott in der ersten Geschichte der Bibel nach jedem Schöpfungstag zieht. Ist das der Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit?
In unserer Lebenswirklichkeit ist eben nicht alles sehr gut. In den unterschiedlichsten Kontexten begegnen wir Leid, psychischem, körperlichem, strukturell verursachtem - und der Schwierigkeit, sich daraus zu lösen. Viele Menschen erfahren immer mehr Einschränkungen in der Gestaltung ihrer Lebensmöglichkeiten durch drohende oder aktuelle Arbeitslosigkeit, Armut, Flucht, Ausgrenzung. Wir können jeden Tag in der Zeitung lesen, dass es Menschen nicht mehr gelingt, und zunehmend nicht mehr gelingt, ihr Leben so zu organisieren, dass sie in der Gesellschaft zurecht kommen.
Ich habe mit der Schöpfungsgeschichte angefangen, weil sie Grundlagen für das Verständnis des christlichen Menschenbildes legt, das Basis für die evangelische Beratungsarbeit ist. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, heißt es im 1. Buch Mose, zum Bilde Gottes schuf er ihn und schuf sie als Mann und Frau. Und siehe, es war sehr gut. Wenn wir davon ausgehen, dass uns in jedem Menschen Gott begegnen kann, egal welchen Standes, welchen Glaubens, welcher Nation, geben und erfahren wir eine andere Wertschätzung. Menschen sind nicht perfekt und müssen es auch nicht sein. Sie sind sehr gut so, wie sie sind, mit der Möglichkeit zu wachsen und zu reifen, zu vergeben, zu scheitern und der Chance, aus Fehlern zu lernen, mit dem Potential der Veränderung, mit der Fähigkeit zu leiden, und der Fähigkeit zu lieben.
Der Mensch wird eben nicht gesehen als ein defizitäres Wesen, das ergänzt und unterstützt werden muss. Das Leben ist ein großartiges Geschenk Gottes, das alle Möglichkeiten und Ressourcen für Entfaltung und Entwicklung in Gemeinschaft in sich trägt. Wie diese Gemeinschaft aussehen könnte, steht im neuen Testament 1.Kor.: Wenn einer leidet, leiden alle anderen mit, wenn einer sich freut, freuen sich alle anderen mit. Eine Gemeinschaft, die einander wahrnimmt, Leid mitträgt und Freude lebendig macht. Dieses Wahrnehmen kann nicht folgenlos bleiben.
Der kirchliche Auftrag ist, Gottes Liebe in Wort und Tat zu verkündigen. Die Einheit von Wort und Tat gebietet, dass die Verkündigung ein Kommunikationsprozess auf vielen Ebenen wird. Wer die Zuwendung Gottes weitergeben will, kann das nur über eigene Zuwendung und darüber, dass Zuwendung vom Gegenüber gespürt wird.
Sie merken, es ist ureigene kirchliche Aufgabe, wahrzunehmen, zu begleiten, zu trösten, zu stärken, zu beraten. Dies geschieht in der Grundhaltung, die Paulus im Römerbrief beschreibt: Nehmet einander an, wie Christus euch angenommen hat, also vorbehaltlos, neugierig, zugewandt, liebevoll und klar. Der Aufgabe wird in einem breiten Spektrum nachgegangen, in den Kirchengemeinden, in dem weiten Feld der Diakonie und eben auch in unseren Beratungsstellen. Wir möchten an jedem Ort dieses Spektrums das anbieten, was gebraucht wird, dazu gehören unterschiedliche Kompetenzen und Professionen. Das multiprofessionelle Team der Beratungsstelle ist dafür ein gutes Beispiel, SozialpädagogInnen, DiplompädagogInnen, PsychologInnen, alle bringen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten mit in die Arbeit und ermöglichen für die Beratungsarbeit das Zusammenwirken vieler Facetten."
Die Evangelische Beratungsstelle Stormarn ist eine Einrichtung des Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-Ost. Sie gehört zum Bereich Diakonie + Bildung: www.diakonieundbildung.de.